Wer die Seiten hier über den Meudalismus in Deutschland kennt, wundert sich nur über die vielen irrwitzigen Reaktionen der europäischen Politiker und Wirtschaftsfachleute auf den bevorstehenden Staatsbankrott von Griechenland. Denn er wird zu allererst völlig richtig vermuten:
Hier nun der Beleg für die Vermutung unter 1:
Quelle: http://www.bankofgreece.gr/...aggregates.xls (Diagramm)Der griechische Staat bräuchte also nichts anderes zu tun, als seine Nilpolitik zu beenden und das Geld da abzuholen, wo es sich befindet: bei den griechischen Meudalherren.
Hiervon ist der griechische Staat aber weit entfernt. Und daher verschuldet er sich weiter im In- und Ausland, stürzt er die breite griechische Bevölkerung mit in die Verschuldung und schont seine Meudalherren.
Wann war noch mal die Französische Revolution?!
In den letzten 2 Jahren folgte eine “Rettung” des griechischen Staatshaushalts der anderen. Und immer noch ist kein Ende der Krise zu erkennen. Die breite Bevölkerung wird in den wirtschaftlichen Tod getrieben. Die Arbeitslosenquote hat die 20%-Linie überschritten.
Wie aber haben sich die Geldmenge weiter entwickelt?
Man sieht zwar einen steilen Rückgang der Geldmengen M2 und M3, was mit Sicherheit auf Geldtransfers ins Ausland zurückzuführen ist. Die Geldmenge M1 ist aber kaum kleiner geworden und noch höher als vor Herbst 2004.
Was man dem Diagramm freilich nicht ansieht, ist die Verteilung der Geldmengen innerhalb der griechischen Bevölkerung. Die Nilentwicklung ist mit Sicherheit fortgeschritten, so dass in der breite der Bevölkerung (freilich auch beim Staat) so gut wie kein Geld mehr vorhanden ist und ein paar reiche Meudalherren noch reicher geworden sind.
Seit Jahren wird immer wieder behauptet, der (wesentliche) Grund für die Überschuldung des griechischen Staatshaushalts läge in der mangelnden “Wettbewerbsfähigkeit” der griechischen Wirtschaft. Griechenland müsse daher aus dem Euro-System austreten, um seinen Staatsbankrott in den Griff zu bekommen.
Aber das ist Unsinn und zeugt von mangelndem Überblick. Zur Begründung verweise ich auf eine E-Mail-Korrespondenz, die ich mit einem sehr prominenten Vertreter jener These Anfang 2012 führte (Seine Thesen in Kurzform in rot, meine anschließende Antwort in blau):
Kurzform : Griechenland raus aus dem Euro, die meisten Staatsanleihen sind nach griechischem Recht begeben, das heisst, GR kann diese per Gesetz in Drachme umdefinieren. Starke Abwertung der Währung.
Ob die Staatsanleihen nach gr. Recht begeben sind oder nicht, spielt für deine Idee keine Rolle, denn der gr. Gesetzgeber kann das gewünschte Ergebnis sowieso verordnen: „zahlbar in Drachme“.
Frage Abwertung: per Gesetz verordnet oder freier Devisenhandel?
Egal, denn:
In Euro oder Drachme, der gr. Staat müsste zu Geld kommen, mit dem er tilgen kann. Das bekommt er nur durch Steuern:
Beispiel:
01.01.2012 Staatsschulden: 100 Mrd. EUR
01.03.2012 Austritt aus Euro-Land, Einführung Drachme (1 EUR = 1 GDR), Staatsschulden: 100 Mrd. GDR
In der Folgezeit massiver Kursverfall um 90% auf (1 EUR = 10 GDR) bis zum
01.01.2013 Staatsschulden: 100 Mrd. GDR = 10 Mrd. EUR, Tilgung von 1 Mrd. GDR = 0,1 Mrd. EUR, Restschulden: 99 Mrd. GDR = 9,9 Mrd. EUR
Das Beispiel zeigt, dass aus Sicht des Staates sich überhaupt nichts ändert!
Die Fragen bleiben:
GR-Banken werden mit neuem Gr-Notenbankgeld rekapitalisiert. GRTourismus ist sofort wieder wettbewerbsfähig. Das kann sofort starten, der Aufbau von Industrie dauert sehr lange und würde mit Deutschland und anderen konkurrieren. Der Tourismus ist perfekt für GR, sie würden die wegen Unruhen weggebrochenen Potentiale Ägyptens und Tunesiens aufnehmen können. Im Moment nicht möglich, weil durch Euro zu hohes Preisniveau gg. Türkei.
Es ist gehupft wie gesprungen: Ob der gr. Unternehmer seine Preise (von 100 EUR auf 90 EUR) senkt oder ob – mit Devisentausch – der Devisenhändler den Verlust erleidet, weil die GDR abgewertet wurde um 10% abgewertet wurde (100 GDR = 90 EUR). Dazu braucht es also keines Austritts von Griechenland aus dem Euro.
Griechische Produkte würden im Inland wesentlich stärker nachgefragt als teure Importprodukte (aktuelle steht da Deutscher Joghurt im Regal!), was die heimische Produktion nicht nur für den Export, sondern besonders auch für die Binnennachfrage befeuert.
Wie vor. Ein Unternehmer verlangt stets den Preis, bei dem er – unter Berücksichtigung der Veränderung der Güterzahlen – sich den besten Gewinn verspricht. So kalkulieren die gr. Unternehmer heute schon (Produkt A kostet 100 EUR)! Würden sie deine Meinung teilen, dass ihre Gewinne stiegen, wenn sie billiger anböten, dann würden sie ihre Preise schon heute senken! Käme nun der Euro-Austritt und die Abwertung, dann könnten die gr. Exporteure ihre Preise anheben (Produkt A kostet nun 111 GDR = 100 EUR). Also: Nichts ist gewonnen – auch nicht für die Staatseinnahmen!
Ich wiederhole: Ein Austritt Griechenlands aus dem Euro – wie ja schon lange auch Wilhelm Hankel und Hans-Olaf Henkel als Heilmittel behaupten (ohne diese Überlegungen oben anzustellen oder zu Ende zu denken) – würde nichts helfen. Das ganze Thema ist ein Scheinproblem.
In Wirklichkeit ist das Geld in Griechenland ja da, wie du ja (schon immer öfter) selbst sagst.
Guthaben der Bürger ? Der durchschnittliche GR-Bürger hat genau wie 50% der Deutschen keinerlei Geldvermögen.
Also helfen nur höhere Steuern bei den wenigen Reichen. Der Staat finge an zu tilgen (auch die Geldmenge würde sinken), und das restliche Geld gibt der Staat sowieso sofort wieder aus, so dass wegen der Steuererhöhung nicht einmal die Konjunktur leiden würde!
soweit ein kleiner Abriss
2. Die zweite Rund:
Dazu fällt dir nichts mehr ein?
doch, jede Menge, aber ich habe leider keine Zeit für lange Ping-Pong-Diskussionen. Sei mir bitte nicht böse, ich habe aktuell knapp 100 Emails, die auf antwort warten und einen sehr engen Terminkalender (gerade wieder am Flghf nach Wien). Da ist einfach keine Zeit für ausgedehnte One-on-One-Emaildiskussionen.
Schade! Denn wir finden keine saubere Lösung, wenn wir unser Hirn abschalten.
Leser seit 29.3.2010:
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“Die richtigen Fragen”
Die Anstalt vom 05.04.2016 fast nur der Kritik am modernen Feudalismus gewidmet: